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gegen die Menschlichkeit für die Zukunft verhindern. Ohne Zweifel steht diese Absicht auch in Übereinstimmung mit den christlichen Glaubens-grundsätzen. Wie anderen ausländische Wissenschaftlern auch, ist sowohl polnischen wie tschechischen Wissenschaftlern die Mitarbeit im „Zentrum“ angeboten worden.

 

Kardinal Sterzinsky ist ein gebürtiger Ostpreuße. Er hat nicht zum ersten Mal das notwendige Gespür für den Umgang mit Menschenrechtsverletzungen und den Opfern vermissen lassen. Erst im Mai des Jahres hatte Sterzinsky einen ökumenischen Gottesdienst für Tausende Vertriebene im Rahmen des Berliner Deutschlandtreffens der Ostpreußen untersagt (bekanntlich haben auch die Berliner Medien dieses Bundestreffen weitgehend totgeschwiegen). Bereits in den 90er Jahren hatte Sterzinsky deutschsprachige Messen im Ermland wider besseres Wissen mit dem Argument abgelehnt, es gäbe dort keine Deutschen mehr.

(siehe dagegen das Grußwort von Papst Benedikt XVI. zum Tag der Heimat in Berlin, „Mitteilungsblatt“Nr. 65).

Hk/PA

Bischöfe warnen vor „Ungeist des Aufrechnens“.

 Gemeinsame deutsch-polnische Erklärung der katholischen Kirche zur Versöhnung beider Völker

 

Die katholischen Bischöfe Deutschlands und Polens haben gemeinsam des „Versöhnungs“-Briefwechsels zwischen den Bischofskonferenzen beider Länder vor vierzig Jahren gedacht. In einer Erklärung riefen sie dazu auf, sich der „ganzen Wahrheit“ der Geschichte der Deutschen und Polen zu stellen. Sie äußerten dabei auch die große Sorge, dass die Erinnerung an die „finstersten Stunden unserer Geschichte nicht nur den Geist der Versöhnung gebiert, sondern auch alte Wunden, die noch nicht geheilt sind, wieder aufreißt und den Ungeist des Aufrechnens“ hervorbrächte.

 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Lehmann, nannte die „Preußische Treuhand“ einen Verein, der private Ansprüche Vertriebener in Polen geltend machen möchte. Die Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ , so meinte Lehmann, habe sich in Person ihrer Vorsitzenden Erika Steinbach von dieser Initiative distanziert, sei aber personell mit ihr verflochten. Eine Notwendigkeit, sich als Kirche in die Auseinandersetzung über das „Zentrum“ einzumischen, erkannte Lehmann nicht. Die Diskussion müsse weitergehen, dabei aber drei Punkte berücksichtigen:

- bis in den Titel hinein dürfe es nicht nur um Ver- 

  treibungen gehen, sondern auch um Versöhnung,

- es müsse die europäische Dimension einbezogen

   werden,

- schließlich dürften Entscheidungen nur im Konsens mit den polnischen Nachbarn getroffen

  Werden, der Ort Berlin sei für die Polen sicher

  eine „Herausforderung“.

 

Der Erzbischof von Gnesen, Henryk Muszynski, dankte dem Berliner Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky auf dem Festakt in Fulda dafür, dass er den Versuch unterbunden habe, das „Zentrum gegen Vertreibungen“ in der katholischen Kirche St. Michael in Berlin-Mitte anzusiedeln. Es gehe nicht, dass ein Volk „ein Gotteshaus für eigene Leiden“ errichte. Der ehemalige Bischof von Hildesheim, Homeyer, hatte vorher nachdenklichere Worte gefunden. Aus seinen Erfahrungen von vier Jahrzehnten mit polnischen Katholiken beschrieb er zahlreiche Elemente wechselseitigen Unverständnisses, darunter die polnische Sorge über „Revanchismus“ der Vertriebenen und die deutsche Außenpolitik gegenüber Russland. Zugleich sprach Homeyer von dem Unverständnis vieler Deutscher darüber, dass die Polen sich schwertäten, ihren Anteil an der von den Siegermächten beschlossenen Vertreibung der Deutschen einzugestehen. Nicht nur die Vertriebenenverbände fühlten sich missverstanden, wenn man in Polen befürchte, man wolle letztlich von den Untaten des NS-Regimes ablenken und sich vornehmlich in der Rolle des Opfers sehen. Kulturstaatsministerin Weiss lobte die Bischofskonferenz für ihre Haltung, bei der Aufarbeitung auf „jede nationale Nabelschau“ zu verzichten. Das „Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität“ – das Projekt der Bundesregierung zur Verhinderung des Zentrums gegen Vertreibungen – biete die Garantie, dass der von den Bischöfen befürchtete „Ungeist des Aufrechnens“ keine neue Heimstätte finde.

 

BdV-Präsidentin Erika Steinbach erklärte dazu in der WELT: Mit der in Fulda von deutschen und polnischen Bischöfen unterzeichneten Erklärung, die vor einem „Ungeist des Aufrechnens“ von Schuld warnt, könne sie „sehr gut leben“. Das gelte aber nicht für die Bewertung des Zentrums-Projekts. Lehmann wie Sterzinsky seien seit langem über die Intentionen der Stiftung genauestens informiert. Der Aufruf zu dem Informations- und Dokumentationsprojekt beginne mit den Worten „Im Geiste der Versöhnung...“ Und auch die europäische Dimension sei von Anfang an berücksichtigt. Wider besseres Wissen werde das ignoriert.  Im übrigen könne von einer personellen Verflechtung von Stiftung und „Preußischer Treuhand“ nicht die Rede sein. Auch drüber sei Lehmann wohlinformiert. Erika Steinbach erinnerte den Kardinal an das achte Gebot des Dekalogs:

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!“                 Hk

 

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