Seite 2 Westpreußen Berlin
Warum muss gleich von einer Befürchtung polnischerseits gegenüber uns
Deutschen gesprochen und diese an die Wand gemalt werden, wenn wir Deutschen in
eigener Sache das Wort nehmen? Ob Beginn
des Zweiten Weltkrieges oder Vertreibung der Deutschen, es sind Teile
unserer nationalen Geschichte. Es klingt nach einer Zensur uns Deutschen
gegenüber, wenn aufgrund eines Wahlprogramms und der Behandlung des Zentrums
gegen Vertreibungen in Warschau gleich ausgerufen wird: „Es ist falsch.“
Man kann diese polnische Reaktion auf deutsche Politik leider nur
überheblich nennen!
Herbert Hupka
(KK 1207 vom 20.08.2005)
Anmerkung der
Redaktion: Herbert Hupka feierte am 15. August diesen Jahres seinen 90. Geburtstag
im Kreise deutscher und polnischer Freunde in seiner Heimatstadt
Ratibor/Racibórz, deren Ehrenbürger er ist. Er arbeitet u.a. als Berater der
schlesischen Regionalregierung.
„Polens
deutscher Wahlkampf. Die
Entscheidung um den Präsidenten fällt zwischen einem nationalen und einem
liberalen Kandidaten“
Unter dieser Überschrift berichtet „Der Tagesspiegel“ (Berlin) am
05.10.2005 auf Seite 7 stimmungsvoll über den polnischen Wahlkampf. Nach der
Parlamentswahl Ende September steht dem Land am kommenden Sonntag die erste
Runde der Präsidentschaftswahlen bevor. Sofern keiner der Kandidaten mehr als
50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen kann, findet zwei Wochen später eine
Stichwahl statt. Der Tagesspiegel-Korrespondent Thomas Roser berichtet aus Danzig:
„Nur der rechtsliberale Wahlfavorit Donald Tusk (PO) und sein
nationalkonservativer Widersacher Lech Kaczynski (PiS) können sich berechtigte Hoffnungen auf den Einzug in den
Präsidentenpalast machen.“
Jaroslaw Kaczynski, Zwillingsbruder des Präsidentschaftskandidaten Lech
Kaczynski, hat gerade überraschenderweise
bei den Parlaments-wahlen die PO überholt und wurde Sieger, weshalb – um
die Wahlchancen von Lech Kaczynski nicht zu schmälern, an Stelle von Jaroslaw
Kaczynski der Hinterbänkler Kazimierz Marcinkiewicz zum Premier nominiert
wurde.
Der „Koalitionspoker“ scheint dem Konkurrenten Donald Tusk zu schaden,
der große Umfragevorsprung des PO-Chefs ist inzwischen auf wenige Prozente
geschrumpft. Tusk, ein Kaschube aus Danzig (s. „Mitteilungsblatt“ Nr. 64),
vermeidet im Wahlkampf harte Attacken gegen seinen Rivalen. Während Kaczynski
Deutschland und Russland als die größten Gefahren für Polen bezeichnet, schlägt
der
48jährige Tusk deutlich gemäßigtere Töne an. Er wirbt für ein
weltoffenes Polen und sichert sein Be-mühen um gute Beziehungen zu seinen
Nachbarn zu.
Hk
Erfolg des Zentrum gegen
Vertreibungen
Die Stiftungsvorsitzende des Zentrums gegen
Vertreibungen, Frau Erika Steinbach MdB, erklärte anlässlich der Pressekonferenz
zum „Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität“:
Die vor fünf Jahren, am 6. September 2000 gegründete
Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen zeigt Wirkung. Nur weil es unsere Stiftung
gibt, gibt es jetzt auch das Netzwerk „Erinnerung und Solidarität.“
Die Regierungen von Deutschland und Polen haben sich
mit dem „Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität“ zum vertieften
Dialog über Flucht und Vertreibung entschlossen, auch wenn die Vokabel
Vertreibung im Namen nicht vorkommt. Dieses von vielen als Ersatz oder zur
Verhinderung des Zentrum gegen Vertreibungen erdachte Projekt ist dadurch in
Wahrheit zu einem Ergebnis unserer Arbeit geworden. Erstmalig wird auf
europäischer Ebene institutionalisiert das Menschenrechtsthema Vertreibung
behandelt. Ein sehr schönes Geschenk zum 5. Geburtstag des Zentrum gegen
Vertreibungen.
Es ist allerdings bedauerlich, dass zum heutigen Tag
nur zwei europäische Regierungen Unterstützung für das Netzwerk durch ihre
Unterschrift zeigen. Das Zentrum gegen Vertreibungen ist gerne bereit, als
Knoten dieses Netzes mitzuarbeiten. Wissenschaftler aus sieben Nationen in
unserem Wissenschaftlichen Beirat können zu einem erweiterten Blick beitragen.
In absehbarer Zeit wird es im Dialog mit unseren
Nachbarvölkern und im Geiste der Versöhnung unsere Informations- und
Dokumentationsstätte in Berlin geben. Zuvor wird die Ausstellung „Das
Jahrhundert der Vertreibungen“ deutsche und euro-päische Vertreibungsschicksale
beleuchten. Sollten ähnlich Zentren in anderen europäischen Städten entstehen,
würden wir das sehr begrüßen. Erst dadurch würde ein wirkliches Netz entstehen,
das dazu beiträgt, Vertreibung als Mittel von Politik zu ächten.