Seite 4  Westpreußen Berlin Mitteilungsblatt         Nr. 75
 

„Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“

 

Die Presseerklärung des Bundes der Vertriebenen vom 17.02.2009 hatte folgenden Wortlaut:

Polen erpresst die Bundesregierung

Zu dem gestrigen Besuch des Beauftragten des polnischen Ministerpräsidenten für die Beziehungen zu Deutschland Wladyslaw Bartoszewski erklärt BdV-Generalsekretärin Michaela Hriberski:

 

Das Präsidium des Bundes der Vertriebenen hat Anfang 2009 einstimmig folgende Präsidiumsmitglieder für den Beirat der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung Versöhnung“ nominiert:

 

Erika Steinbach                       Präsidentin

Christian Knauer                     Vizepräsident

Albrecht Schläger                   Vizepräsident

 

Als Stellvertreter wurden benannt:

Adolf Fetsch                            Vizepräsident

Dr. Bernd Fabritius                   Beisitzer

Oliver Dix                                Beisitzer

 

Bislang wurden die Nominierungen nicht öffentlich gemacht, um die Aufforderung der Bundesregierung dazu abzuwarten.

 

Nachdem aber offensichtlich ist, dass Polen die Bundesregierung mit Hinweis auf anstehende Gedenkfeiern erpresst, um eine bestimmte Benennung zu verhindern, macht das Präsidium bereits jetzt seinen Beschluss öffentlich.

Das Präsidium hält ein solches Vorgehen durch ein Nachbarland für unerträglich und im deutsch/polnischen Miteinander für verantwortungslos.

 

Die Bundesrepublik Deutschland begeht in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Die deutschen Heimatvertriebenen waren und sind an dem erfolgreichen Wiederaufbau des Landes trotz schwierigster Lebensverhältnisse und massiver Traumata maßgeblich beteiligt. Sie haben sehr früh die Vokabeln Rache und Vergeltung aus ihrem Wortschatz und Handeln verbannt. Heute sind die Gliederungen des BdV lebendige Brücken in unsere mittel-osteuropäischen Nachbarländer. Zahllose positive Verbindungen haben sich daraus ergeben.

 

Das BdV-Präsidium erwartet von der Bundesregierung die zügige Realisierung der durch Gesetz im Dezember 2008 errichteten Bundesstiftung  „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“.

 

Insbesondere erwartet das Präsidium des BdV, dass die Bundesregierung sich durch Polen weder daran hindern noch erpressen lässt. Der in den letzten Tagen erkennbare unverhohlene Versuch seitens Polens, durch Druck auf die Bundesregierung auf personelle Entscheidungen eines deutschen Opferverbandes Einfluss zu nehmen, ist unerträglich für die Vertriebenen. Die Bundesregierung hat die Verantwortung, sich schützend auch vor diese Opferorganisation zu stellen. 

Polen hat von deutscher Hand viel erlitten. Als Deutsche wissen wir um diese Verantwortung. Ein gemeinsamer Weg in die Zukunft ist aber nur möglich, wenn alle Betroffenen die Gräben der Geschichte verlassen und sich um Empathie bemühen.

Es ist bemerkenswert, dass kein anderes Land, aus dem die deutschen Bewohner nach dem Kriege vertrieben wurden, sich in derart unzumutbarer Weise in die Gestaltung einer innerdeutschen Angelegenheit eingemischt hat.

*

Soweit also der Wortlaut der Pressemitteilung. Die Nominierung der Präsidentin des BdV für einen der drei von insgesamt dreizehn Sitze im Beirat der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ war erwartet worden und auch rechtmäßig. Die polnische Öffentlichkeit und Vertreter Polen kommentierten diese Tatsache in unerträglicher Weise und unterstellten der Präsidentin des BdV und ihrer Organisation, die auch die unsere ist, sprachlich und auch bildlich in übelster Form, Feindschaft zum polnischen Volk. Diese Unterstellungen (Holocaust-Vergleich von Bartoszewski, Sprüche wie „mit Hitler gekommen, mit Hitler gegangen“ – Frau Steinbach ist 1943 im westpreußischen Rahmel, nordwestlich von Danzig, geboren worden – Darstellungen in Uniform der Himmler-Organisation u.a.m.) erschütterten die deutsche Öffentlichkeit. Anstand und das demokratische Selbstverständnis  unserer Gesellschaft hätten sofort ein Aufschrei der Empörung und eine deutliche Zurückweisung der Verleumdungen und Unterstellung gefordert. Unsere Parteien, unsere Repräsentanten haben jämmerlich versagt - das gilt für die Bundesregierung, die Koalitionsparteien, die Opposition im Bundestag , aber auch für Bundesländer, für weite Teile der Öffentlichkeit.  Nun bleibt ein Sitz im Beirat der Stiftung frei, nämlich der von Frau Steinbach. Der Berliner „Tagesspiegel“ wusste das ja schon im letzten Sommer (s. Nr. 73 unseres „Mitteilungsblattes“). In Polen ist man nachdenklich geworden über die überzogene Einmischung in die Angelegenheiten eines befreundeten Staates, vielleicht werden auch bei uns die einen oder anderen „Politiker“ nachdenklich.

*

Aus einem Gespräch mit Norbert Rasch (Oppeln/O.S.), Vertreter der deutschen Minderheit in Schlesien (FAZ v. 9.3.2009) zum Streit um die Vorsitzende des BdV:

„Wir wurden nicht danach gefragt. Es ist uns aber auch bewusst, dass wir negative Schlagzeilen bekämen, wenn wir uns äußern würden. Jeder, der versucht, die Position des Bundes der Vertriebenen zu erklären, wird angegriffen – ohne Möglichkeit der Verteidigung. Deshalb mischen wir uns in die Geschichte mit Erika Steinbach nicht ein. – Alle großen Medien sind in polnischen Händen. Und die würden uns in wenigen Tagen kaputtgemacht. - ...Bedenken Sie, wir sind eine deutsche Minderheit in Polen – nicht in Ungarn oder Rumänien. Wir gehören zu der Nation, die 1939 Polen überfallen hat. Und in Ungarn wohnten auch nie Deutsche auf ehemaligem Reichsgebiet. Dort hat es keine Folgen, wenn die Minderheit die Präsidentin des BdV unterstützt. Aber in Polen würden wir plattgemacht, wenn ich öffentlich einer Autorität wie Wladyslaw Bartoszewski widersprechen würde...“

 

Westpreußisches Landesmuseum im Drostenhof

zu 48167 Münster-Wolbeck, Am Steintor 5

2. April 2009, 19.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung „Das Werk von Berthold Franz Hellingrath (Elbing 1877 – Hannover 1954) in polnischen Sammlungen“ unter der Schirmherrschaft des Regierungspräsidenten Dr. Peter Paziorek.           Ausstellungsdauer: 2. April – 28. Juni 2009.

Der Katalog kostet in der Ausstellung   20,- Euro.

 

 

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