Seite 3  Westpreußen Berlin Mitteilungsblatt         Nr. 75
 

Vortragsveranstaltungen des Westpreußischen Bildungswerkes,

Ort der Veranstaltung (wenn nicht anders angegeben): Hohenzollerndamm 177, 10713 Berlin-Wilmersdorf,

Theater-Coupé, Kleiner Saal,  nahe U-Bahn Fehrbelliner Platz,

jeweils donnerstags, 18.30 Uhr

 

Do, 16.04.09: Max Halbe (1865-1944). Leben und Werk des Dichters des Danziger Werders. (Medien).

Referent: Diplom-Geograph Reinhard  M. W.  H a n k e , Berlin.

Do, 07.05.09: Möglichkeiten grenzüberschreitender Kulturarbeit  am Beispiel Westpreußen. (Medien).

Referentin: Magdalena  O x f o r t ,  Münster/Westf.

Do, 11.06.09: Preußen, Deutsche oder Polen?: die Masuren im Spannungsfeld des ethnischen Nationalismus 1870-1956. (Medien.

Referent: Dr. Andreas  K o s s e r t  ,   Warschau. (angefragt).

Do, 02.07.09: Die Marienburg als politisches Symbol in Deutschland (1800-1945). (Medien).

Referent: Prof. Dr. Bernhart  J ä h n i g ,  Berlin

 

(Termine weitere Vortragsveranstaltungen: 06.08., 10.09., 01.10., 05.11. und 03.12.2009).

 

          

Tagesfahrten mit dem Westpreußischen Bildungswerk

(Anmeldungen spätestens drei Wochen vor der jeweiligen

Fahrt bei Herrn Hanke, Tel. 030-215 54 53).                   

 

TF 09-02   18.04.09  Reinhard M.W. Hanke: Zwischen Grünberg, Wollstein und Schwiebus. Und der Mystiker Carl Welkisch.

TF 09-03   09.05.09   Reinhard M.W. Hanke: Freiberg /Erzgebirge.

TF 09-04   11.07.09   Bernd Raebel: Hiddensee (Bahn)

TF 09-05    08.08.09  Reinhard M.W. Hanke: Spreewald (Bahn)

TF 09-06    12.09.09  Reinhard M.W. Hanke: Kolberg, Greifen-berg, Treptow an der Rega

TF 09-07    10.10.09  Reinhard M.W. Hanke: Naturpark Dübener Heide, Bad Schmiedeberg, Dollitzsch

TF 09-08    07.11.09  Zwischen Friedland und Demmin

TF 09-09    05.12.09  Braunschweig

 

Westpreußische Wippchen (Fortsetzungsreihe)

 

Wippchen sind spaßige „Vertällkes“, also „Erzählchen“,   mit    einem   

eigenen Humor und wollen eigentlich nichts als erfreuen. Sie entspringen dem Gemüt, aus der Situation heraus, ohne alles Zutun, eben „bloß so“. Paul Fechter erkannte feine Abstufungen zwischen dem „westpreußischen Menschen“ und

dem Ostpreußen. Er spricht vom Westpreußen als einem Menschen des Ausgleichs und Relativismus mit dem vielberühmten: „Na, denn nich!“

(Die Wippchen sind entnommen dem Buch von H. B. Meyer: Westpreußische Wippchen. Leer (Ostfriesland): Rautenberg  o. J. 147 Seiten.)

 

 

Er weiß, was gut schmeckt

Irgendwo da oben am Zarnowitzer See ist ein Brunnenbauer bei der Arbeit. Zu Mittag setzt die Bäuerin ihm ein Kotelett vor. Er aber macht ein saures Gesicht, schneidet den Knochen mit noch viel Fleisch drum rum ab und schiebt ihn beiseite.

Die Hausfrau sieht das und fragt besorgt: „Schmeckt Ihnen denn die Karbonade nicht?“

„De Kab’nad’ schon, bloß nich der dicke Knochen.“

„Ei, den müssen Sie begnarren!“

 

„Ich bin doch kein Hund nich.“

„Mein Mann beleckt sich rein die Finger danach!“

Der Brunnenbauer mustert ausgiebig die nette, rundliche Frau und entgegnet: „Na, ich an seine Stell’ mächt denn doch lieber Ihnen ablecken als dem Swiensknoß!“

 

Der Vogel an der Mütze

Im ersten Weltkrieg gab es uniformierte Beamte der Zivilverwaltung in den besetzten Gebieten. Die trugen dunkelgrüne Uniformen mit goldenen Knöpfen und an der Dienstmütze an Stelle der unteren Kokarde das Preußenwappen, also den schwarzen Adler auf kleinem weißem Schild. Wer diesen Adler trug, den brauchte der Soldat nicht zu grüßen. Danach verfuhr auch Kanonier Krauledat vom 2. Westpreußischen Fußartillerie-Regiment Nr. 17. Sei es nun, daß diese Beamten meist „zur Sicherheit“ doch gegrüßt wurden, sei es, daß einer von ihnen diese Uniform noch nicht lange genug trug oder besonders eitel war, kurz, dieser Eine fragte den Kanonier Krauledat auf dem Bromberger Bahnhof:

„Möchten Sie eigentlich nicht grüßen?!“

„Nee, Herr Jeneralchen, sie haben ja’n Vogel da oben!“

 

Minister heißt Diener

Als einmal ein Minister auf seiner Inspektionsreise auch in das etwas abgelegene Garnsee kommen soll, erkundigt sich der Gemeindediener Pehlke beim Bürgermeister, was denn die Amtsbezeichnung Minister eigentlich bedeute.

Der Bürgermeister entsinnt sich seiner Gymnasialzeit und entgegnet: „Genau genommen heißt das ‚Diener“, mein lieber Pehlke.“

Der Minister erscheint, zeigt sich sehr leutselig und zieht schließlich vor allen Leuten auch den Gemeindediener in ein kurzes Gespräch. Der aber legt dem hohen Herrn bedeutsam die Hand auf die Schulter, führt ihn ein wenig beiseite und fragt: „Sie, ganz unter uns: kriejen Sie bie diese schlechte Zeiten in Berlin auch immer so wenig Trinkgeld wie unsereins hier?“

 

Herkunft

Onkel Gottfried ist plötzlich aus Berlin zu Besuch gekommen. Nach der Begrüßung von Bruder und Schwägerin entschließt er sich, seinen kleinen Neffen, von dem er weiß, daß er die Sexta des Städtischen Gymnasiums am Winterplatz besucht, in einer Pause zu überraschen. Er scheint Glück zu haben, denn vor dem Gebäude stehen zwei Jungen seines Alters. Die fragt er: „Seid ihr aus der Sexta?“ „Nee, aus Ohra.“

„Kennt ihr aber vielleicht den Fritz Fisahn?“

„Dem hahm wer eben verrollt. Heeren Se ihm nich in de Eck brillen?“

 

 

Keine Schienen da

In der Milchkannengasse steigt eine Frau mit vier Kindern in die Straßenbahn von Danzig nach Heubude.

„Ein Großer und vier Kinder nach Neifähr!“, verlangt sie vom Schaffner.

„Wir fahren nur bis Heubude, liebe Frau!“

„Brissel nich! Ein Großer, vier Kinder nach Neifähr!“

„Nur bis Heubude!“

„Mensch, sag’ doch dem da vorn, er kriegt’n Dittchen extra, aber er soll gleich bis Neifähr fahren!“

„Kann der ja gar nicht. Da liegen doch auch keine Schienen!“

„Ji fule Kräte! Dänn schuwt je ewe de Lor’!!

 

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