Westpreußisches Bildungswerk Berlin-Brandenburg

in der Landsmannschaft Westpreußen e.V., Berlin

 

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1. Vorsitzender: Diplom-Geograph Reinhard M.W. Hanke

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reinhard_hanke@web.de                                                               06. Januar 2007 Hk

 

 

Ort der Veranstaltung: Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin-Wilmersdorf, “Kommunale Galerie”.  Fahrverbindungen: U-Bahn Fehrbelliner Platz.

 

173   Donnerstag      25. Januar  2007, 18.30 Uhr

         Thema             Das Preußenland in den Reisebeschreibungen von Johann

                                  Arnold von Brand, Johann Bernoulli, Carl Feyerabend,  

                                  Christian Gottlieb und Gottfried Peter Rauschnick.                                 

         Referent           Archivoberrat  Dr.  Stefan   H a r t m a n n  ,     Berlin              

 

 

 

Die hier vorgestellten Reisebeschreibungen von fünf Autoren lassen erkennen, wie man in der Zeit vom Großen Kurfürsten bis zu den Befreiungskriegen Ost- und Westpreußen gesehen und beurteilt hat. In dieser Epoche vollzogen sich neben politischen tiefgreifende gesellschaftliche und literarische Veränderungen in Europa. Während der früheste von mir präsentierte Reiseschriftsteller, der Duisburger Professor Johann Arnold von Brand, mit der starken Ausrichtung auf Etikette, Rang, überhaupt der Betonung ständischer Unterschiede und der Glorifizierung des Hohenzollernhauses ganz der Tradition des Barock angehört, steht bei dem reformierten Schweizer Johann Bernoulli weniger die Betrachtung der von ihm besuchten Städte und Landschaften als die Vermittlung gelehrter Nachrichten auf Grundlage der von ihm hergestellten Kontakte zu wissenschaftlichen Gesellschaften und Persönlich-keiten im Mittelpunkt. Carl Feyerabend kann man dagegen als Vertreter der politischen und sozialkritischen Reisebeschreibung bezeichnen, die seit den 1770er Jahren zunehmend das Profil der Reiseliteratur der Aufklärungszeit bestimmt hat. Christian Gottlieb, über dessen Leben wenig bekannt ist, erweist sich als genauer Betrachter der Lebensverhältnisse der Bevölkerung, was auch für Gottfried Peter Rauschnick gilt, dessen Schilderung der Gebräuche der von ihm als „Naturkinder“ bezeichneten Litauer und Masuren, große Detailtreue aufweist. Auch für Rauschnick ist seine borussische Sicht zentraler Aspekt der Betrachtung und Wertung. Von einem Nationalismus moderner Prägung, wie er im 19. Jahrhundert aufkam, ist er - wie auch alle anderen von mir betrachteten Reiseschriftsteller -noch weit entfernt.  

 

 

Hartmann, Stefan, Dr. phil., Archivdirektor, geb. 1943 in Kassel. Studium der Geschichte, Slawistik und Germanistik in Marburg, Göttingen und Wien. 1969 Promotion mit der Dissertation „Reval im Nordischen Krieg“. 1970 als Referendar Eintritt in den höheren Archivdienst, seit 1989 am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Bis heute Veröffentlichung von 10 Büchern, etwa 1200 wissenschaftlichen Beiträgen und 600 Rezensionen vornehmlich zur frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Geschichte Ost und Westpreußens, des Baltikums und Polens. Einen Schwerpunkt der Tätigkeit bildet die Erfassung der Korrespondenz Herzog Albrechts in Preußen mit den ermländischen Bischöfen und livländischen Mächten (Deutscher Orden, livländische Prälaten und Städte) in Vollregesten auf Grundlage der Dokumentation des Herzoglichen Briefarchivs (HBA), eines der wertvollsten Bestände des Historischen Staatsarchivs Königsberg im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.