Westpreußisches Bildungswerk Berlin-Brandenburg
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reinhard_hanke@web.de im Januar 2006 Hk
Ort der Veranstaltung: Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin-Wilmersdorf, “Kommunale Galerie”. Fahrverbindungen: U-Bahn Fehrbelliner Platz, Bus 101, 104, 115.
165 Donnerstag 18. Mai 2006, 18.30 Uhr
Thema Weltkulturerbe Stadt Thorn – 775 Jahre Geschichte heute.
(Vortrag mit Lichtbildern und Folien).
Referent Diplom-Geograph Reinhard M.W. H a n k e , Berlin
Zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen in Westpreußen die Marienburg und eben die Altstadt von Thorn. Als im Frühjahr 1231 eine Schar von Kreuzfahrern des Deutschen Ordens auf der Höhe von Nessau die Weichsel überschritt, wurde die Vorläufersiedung des später so erfolgreichen Thorn an der Stelle des heutigen Alt-Thorn angelegt und der Platz auch mit Siedlern besetzt. 1233 wurde die Kulmer Handfeste verliehen, das Grundgesetz des Ordensstaates. Aber bereits 1236 wurde die Ansiedlung 8 km flussaufwärts an die Stelle des heutigen Thorn verlegt, wo die Gefahr der Überschwemmungen der Stadt durch die Weichsel geringer war.
Die Stadt Thorn entwickelte sich nun zu einem bedeutenden Handelsplatz zwischen Ostseeküste und polnischem Binnenland, zur „Königin der Weichsel“. Überdies geriet Thorn lange zu einem Sammel- und Waffenplatz der Kreuzfahrer. Durch den Handel gelangte Thorn zu großem Wohlstand. Die Architektur der Stadt entwickelte sich zu einem Kleinod der Baukunst, von dem wir noch heute zehren. Großartige Kirchen wie Sankt Johann und Sankt Marien, das Kaufhaus seit 1259, aus dem das eindrucksvolle Rathaus der Stadt entstand, und die vielen Bürgerhäuser der Gotik und nachfolgender Stilepochen legen davon Zeugnis ab. Im Zwickel zwischen der Altstadt der Kaufleute und der Neustadt der Handwerker lag die Burg des Deutschen Orden, die 1454 bis auf geringe Reste wie den Danzker von den Bürgern abgetragen wurde, aber auch in ihren Resten noch ein eindrucksvolles Baudenkmal darstellt. In der polnischen Zeit drangen von Süden auch andere Stilepochen in das Stadtbild ein. Ein Beispiel ist das Haus der Bischöfe von Kujawien in der Seglergasse, dessen Fassade eine reiche Ornamentik aus pflanzlichen Motiven aufweist. Nach Zeiten des Niedergangs als Opfer der in diesem Teil der Welt tobenden Kriege, kam seit 1793 mit der Zugehörigkeit zu Preußen nach der Dritten Teilung Polens ein langsamer Aufstieg. Als Grenzstadt zu Russland übernahm Thorn wichtige Aufgaben der Landes-verteidigung und wurde 1818 bis 1832 zur Festung ausgebaut. Auch diese Periode hat sich rund um Alt- und Neustadt im Stadtbild niedergeschlagen.
Vor die Wahl gestellt, welcher Stadt mit mittelalterlichem Stadtbild der Vorzug zu geben sei, Danzig oder Thorn, muss die Wahl auf Thorn fallen, wo das Mittelalter in der Bausubstanz überlebt hat.
Reinhard M.W. H a n k e , Diplom-Geograph, geb. 1940 in Berlin-Mitte, aufgewachsen in Reinickendorf, dort auch Schulbesuch. Studium u.a. der Geographie, Kartographie, Geschichte, Geologie, Soziologie in Hamburg und u.a. am Osteuropa-Institut der FU Berlin. Diplomarbeit über zwei ländliche Gemeinden in Nordhessen. Lehrbeauftragter an der FU, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an PH Berlin und TU. Aufsätze zur Kartographie und Landeskunde Westpreußens. Mitglied zahlreicher ostdeutscher Vereinigungen. Seit 1982 Vorstandsmitglied der Landsmannschaft Westpreußen, Vorsitzender seit 1986. Begründer der Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e.V. (1981) und des Westpreußischen Bildungswerkes, seither deren Vorsitzender, Vorsitzender der LAG Ostkunde im Unterricht seit 2003. Bundeskulturreferent der Landsmannschaft Westpreußen seit 2003. Seit Dezember 2005 Mitglied des Vorstandes der Westpreußischen Kulturstiftung, dem Trägerverein des Westpreußischen Landesmuseums. Mitglied im Bundesvorstand der Copernicus-Vereinigung zur Pflege von Geschichte und Landeskunde von Westpreußen. Von 1982-2005 Bezirklicher Planungsbeauftragter, lebt jetzt im Ruhestand in Berlin.