Westpreußisches Bildungswerk Berlin-Brandenburg

in der Landsmannschaft Westpreußen e.V., Berlin

 

Stresemannstraße 90, 10963 Berlin                                                       Konto Nr. 770370-102

Mittwochs 14 – 17 Uhr, Fon 030-257 97 533                                                 (BLZ 100 100 10)

post@westpreussen-berlin.de, www.westpreussen-berlin.de                          Postbank Berlin

1. Vorsitzender: Diplom-Geograph Reinhard M.W. Hanke

Brieffach 30 2924, 10730 Berlin, Fon: 030-215 54 53, Fon/Fax: 030-21 91 3077

reinhard_hanke@web.de                                                                       im Januar 2006 Hk

 

 

Ort der Veranstaltung: Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin-Wilmersdorf, “Kommunale Galerie”.  Fahrverbindungen: U-Bahn Fehrbelliner Platz, Bus 101, 104, 115.

 

161   Donnerstag      26. Januar  2006, 18.30 Uhr

         Thema             Ignacy Krasicki, Konsekrator der Berliner Sankt Hedwigs-Kirche

                                  Fürstbischof von Ermland, und die Könige von Preußen.

         Referent           Archivoberrat Dr. Stefan  H a r t m a n n  ,   Berlin              

                                

 

Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die vielseitigen Beziehungen Ignaz Krasickis zu Friedrich dem Großen, Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III., die bisher noch nicht zusammenhängend betrachtet worden sind. Auf der Grundlage von Quellen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und der deutschen und polnischen Fachliteratur entsteht ein farbiges Bild von der Tätigkeit Krasickis als Fürstbischof von Ermland und Erzbischof von Gnesen, das von seinem engen Zusammenwirken mit Friedrich dem Großen und dessen Nachfolgern und durch häufige Aufenthalte des Kirchenfürsten in Sanssouci und Berlin bestimmt war. So gehörte er der berühmten Tafelrunde des großen Königs an, mit dem ihn sein Bekenntnis zur rational geprägten Aufklärung und das gemeinsame Interesse an Literatur, Kunst, Philosophie und Dichtkunst verbanden. Wie Friedrich Sanssouci baute Krasicki, der zu den bedeutendsten Dichtern der Aufklärung in Polen gehörte, seine ermländische Sommerresidenz Schmolainen zu einem Zentrum der Kultur aus. Am Beispiel Friedrichs des Großen und Krasickis wird deutlich, in welchem Maß die Aufklärung die gesellschaftlichen und intellektuellen Eliten der einzelnen europäischen Staaten über ihre Grenzen hinaus beeinflusst hat. Beide waren Anhänger der religiösen Toleranz, für die konfessionelle Auseinandersetzungen der Vergangenheit angehörten. Von großem Interesse ist in diesem Zusammenhang die Beantwortung der Frage, warum der Preußenkönig Krasicki mit der Konsekration der Berliner Hedwigs-Kirche beauftragt hat. Hier dürften neben dem gegenseitigen Vertrauen, das auch nicht durch die ständige hohe Verschuldung des ermländischen Fürstbischofs und die damit verbundenen Probleme getrübt wurde, politische Aspekte eine gewichtige Rolle gespielt haben. Krasicki war als Vertrauter des polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski und führender Repräsentant des geistigen und kulturellen Lebens der Adelsrepublik gerade in der krisenreichen Zeit der polnischen Teilungen für Friedrich und seine Nachfolger ein wichtiger Gesprächspartner und Informant. Aufschlussreich ist, dass sich der Dichterfürst jährlich nahezu regelmäßig in Berlin, sogar häufiger als in Warschau aufgehalten hat. Hier verfasste er einige seiner wichtigsten Werke, und hier starb er im März 1801. Erst 28 Jahre später wurde sein Leichnam in die Kathedrale von Gnesen überführt, die den Mittelpunkt der ihm anvertrauten Erzdiözese darstellte.

 

Hartmann, Stefan, Dr. phil., Archivdirektor, geb. 1943 in Kassel. Studium der Geschichte, Slawistik und Germanistik in Marburg, Göttingen und Wien. 1969 Promotion mit der Dissertation „Reval im Nordischen Krieg“. 1970 als Referendar Eintritt in den höheren Archivdienst, seit 1989 am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Bis heute Veröffentlichung von 10 Büchern, etwa 1200 wissenschaftlichen Beiträgen und 600 Rezensionen vornehmlich zur frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Geschichte Ost und Westpreußens, des Baltikums und Polens. Einen Schwerpunkt der Tätigkeit bildet die Erfassung der Korrespondenz Herzog Albrechts in Preußen mit den ermländischen Bischöfen und livländischen Mächten (Deutscher Orden, livländische Prälaten und Städte) in Vollregesten auf Grundlage der Dokumentation des Herzoglichen Briefarchivs (HBA), eines der wertvollsten Bestände des Historischen Staatsarchivs Königsberg im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.