Westpreußisches Bildungswerk Berlin-Brandenburg

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1. Vorsitzender: Diplom-Geograph Reinhard M.W. Hanke

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reinhard_hanke@web.de                                                                       im Januar 2005 Hk

 

 

Ort der Veranstaltung: Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin-Wilmersdorf, “Kommunale Galerie”.  Fahrverbindungen: U-Bahn Fehrbelliner Platz, Bus 101, 104, 115.

 

151   Donnerstag      17. Februar 2005, 18.30 Uhr

         Thema             Herzog Albrecht und Bischof Stanislaus Hosius von Ermland.

         Referent.          Archivdirektor Dr. Stefan   H a r t m a n n  ,  Berlin

 

Im Mittelpunkt stehen die vielfältigen Beziehungen des ermländischen Bischofs und späteren Kardinals Stanislaus Hosius zum lutherischen Herzog Albrecht, der als Landesherr des Herzogtums Preußen sein direkter territorialer Nachbar war. Grundlage des Vortrags bilden die Regesten der Abt. C 1 „Ermland“ des Herzoglichen Briefarchivs, das zu den wertvollsten Beständen des im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz verwahrten Historischen Staatsarchivs Königsberg gehört.  Die hier erfasste Korrespondenz zwischen Hosius Herzog Albrecht lässt erkennen, dass ihre Kontakte alle Bereiche der Landesverwaltung umfassten. Auch im politischen und militärischen Bereich kam es häufig zum Zusammenwirken von Albrecht und Hosius, hatten doch beide ein enges Loyalitätsverhältnis gegenüber der polnischen Krone. Aufschlussreich ist, dass sowohl im Herzogtum Preußen als auch im Ermland die Landesherrschaft ähnliche Strukturen aufwies. Zunehmende Differenzen zwischen Albrecht und Hosius in Glaubenssachen, die sich auf ihre Untertanen auswirkten – der Herzog trat wiederholt für die Belange der Protestanten im Bistum ein – machen die fortschreitende konfessionelle Abgrenzung beider Territorien voneinander deutlich. Sie dürfen aber nicht den Blick dafür verstellen, dass die nur gemeinsam zu lösenden wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Probleme zu drängend waren, um eine scharfe Konfrontation zuzulassen und das bisherige nachbarschaftliche Verhältnis wirklich zu gefährden. So vertraute Bischof Stanislaus während seiner Abwesenheit in Rom, Wien und Trient sein Bistum der Fürsorge Herzog Albrechts an. Die zwischen Hosius und Albrecht in den Jahren 1560 bis 1562 geführte Korrespondenz weist eine zunehmend religiöse Gewichtung auf, die mit dem Konzil von Trient und der damit verbundenen Neuorientierung der römischen Kirche in Verbindung steht. Hier zeigt sich, dass der Glaubensgegensatz zwischen beiden unüberbrückbar geworden war. Eine Rückkehr des Herzogs zur alten Kirche war unter den vom Trienter Konzil postulierten Bedingungen vollends unmöglich geworden. Trotz der von Hosius veranlassten Berufung von Jesuiten nach Braunsberg und seines streitbaren Eintretens für die katholische Kirche ist fraglich, ob für sein Wirken der Begriff „Gegenreformation“ angebracht ist, weil sich dieses unter der besonderen Spezifik der vom polnischen König Sigismund August betriebenen Toleranzpolitik vollzogen hat.

                                                                              

Hartmann, Stefan, Dr. phil., Archivdirektor, geb. 1943 in Kassel. Studium der Geschichte, Slawistik und Germanistik in Marburg, Göttingen und Wien. 1969 Promotion mit der Dissertation „Reval im Nordischen Krieg“. 1970 als Referendar Eintritt in den höheren Archivdienst, seit 1989 am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Bis heute Veröffentlichung von 10 Büchern, etwa 1200 wissenschaftlichen Beiträgen und 600 Rezensionen vornehmlich zur frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Geschichte Ost und Westpreußens, des Baltikums und Polens. Einen Schwerpunkt der Tätigkeit bildet die Erfassung der Korrespondenz Herzog Albrechts in Preußen mit den ermländischen Bischöfen und livländischen Mächten (Deutscher Orden, livländische Prälaten und Städte) in Vollregesten auf Grundlage der Dokumentation des Herzoglichen Briefarchivs (HBA), eines der wertvollsten Bestände des Historischen Staatsarchivs Königsberg im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.