Ort der Veranstaltung: Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin-Wilmersdorf, “Kommunale Galerie”.  Fahrverbindungen: U-Bahn Fehrbelliner Platz, Bus 101, 104, 115.

145   Donnerstag      19. August 2004, 18.30 Uhr

         Thema             Ein Streifzug durch Brombergs Geschichte.                                  

         Referent           Dr. Stefan  H a r t m a n n ,   Berlin

 

Im Jahre 1346 verlieh der polnische König Kasimir III. ein Privileg zur Gründung einer Stadt nach Magdeburger Recht unterhalb der Burg Bydgoszcz. Zu dieser Zeit hatte die Zuwanderung deutscher Siedler in Polen gerade ihren Höhepunkt erreicht. Hauptkennzeichen des der neuen Stadt verliehenen „ius teutonicum“ waren die persönliche Freiheit der Siedler, der Ersatz der Dienstleistungen und Naturalabgaben durch einen festen Zins, der korporative Zusammenschluss der Bürger, der freie Schiffsverkehr auf der Brahe, die Erlaubnis zur Anlage von Mühlen und das Münzprägerecht. Die Lage nahe dem Deutschordensstaat und die Rivalität zu Thorn bestimmten Brombergs Geschichte im Mittelalter. Einerseits waren die vielen kriegerischen Vorfälle des 15. jahrhunderts hinderlich, andererseits entwickelte sich der Handel trotzdem gut. Bromberg war zwar kein Mitglied der Hanse, aber als Umschlagplatz für Getreide war die Stadt bedeutend. Auch im 17. und 18. Jahr-hundert hemmten die polnisch-schwedischen Auseinandersetzungen die Entwicklung Brombergs, das 1620 immerhin 14 000 Einwohner zählte. Als die Stadt im Zuge der Ersten Teilung Polens zu Preußen kam, waren Stadt und Umland durch die vielen Kriege in Verfall geraten. Friedrich II. förderte die Entwicklung der Stadt, die er als wichtigen Getreideumschlagplatz zu Polen ansah und daher auch bis September 1775 den Bromberger Kanal erbauen ließ, der eine Schifffahrt von der Oder bis zur Weichsel ermöglichte. Viele polnische städtische Familien wanderten in die Adelsrepublik ab. Im Jahre 1816 zählte Bromberg etwa 6100, 1855 aber bereits

14 431, Ende des 19. Jahrhunderts bereits rund 100 000 Einwohner. Als am 20. März 1920 die Geschicke der Stadt wieder in polnische Hand kamen, verließen viele Deutsche erzwungen oder freiwillig Bromberg. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ging der „Bromberger Blutsonntag“ in die Geschichte ein, der das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen belastet. Heute gibt es nur eine kleine deutsche Minderheit in der Stadt.  Nach der politischen Wende konnten sich die Deutschen in einem Verein zusammenschließen.

Dr. phil. Stefan  H a r t m a n n ,   Archivdirektor am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, geb. 1943 in Kassel, Mitglied des Vorstandes der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, Mitglied des Westpreußischen Bildungswerkes.