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Donnerstag 12. September 2002, 18.30 Uhr

Thema: Das Danziger Conradinum – Schule und Alumnat.-

Referent Prof. Dr. Siegfried B a s k e , Berlin

O r t : Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin-Wilmersdorf, "Kommunale Galerie".-

Fahrverbindungen: U-Bahn Fehrbelliner Platz, Bus 101, 104, 115.-


Über dem Haupteingang des Danziger Conradinums befindet sich noch heute eine Steintafel mit folgender Inschrift:

1794

    Conradinum

    1801 1900

Die Tafel markiert drei wichtige Daten in der Entwicklung des Conradinums: 1794 fertigte der Danziger Kaufmann Carl Friedrich von Conradi sein Testament, in dem er sein ganzes Vermögen (461 181 Taler) zugunsten der "Nachkommenschaft Westpreußens" für die Gründung eines "Provinzial-Schul- und Erziehungs-Instituts" stiftete, das seinen Namen tragen sollte;1801 drei Jahre nach dem Tode des Stifters erteilte am 21. Juli 1801 der Chef des Ober- schulkollegiums auf Spezialbefehl des preußischen Königs für den vom Testamentsvollstrecker vorgelegten Schulplan die "Approbation" und im September 1801 begann der erste Direktor, R.B. Jachmann, in Jenkau bei Danzig mit der Erziehung und Bildung von 61 Alumnen;1900 wurde das Conradinum von Jenkau nach Danzig-Langfuhr in neu errichtete, nochheute erhaltene Gebäude verlagert, die nun kontinuierlich mehrere hundert DanzigerSchüler und 20 bis 30 Alumnen aufnahmen. Der überzeitliche und überregionale Bekanntheitsgrad des Conradinum wird vor allem von drei sehr unterschiedlich gelagerten Faktoren bestimmt:

1. von der Originalität der neuhumanistischen Bildungskonzeption, die die beiden ersten Direktoren entwickelt hatten und die noch heute in der bildungsgeschichtlichen Diskussion viel Aufmerksamkeit findet;

2. von dem großen internationalen Ansehen, das der ehemalige Conradiner, der Nobelpreisträger Günter Grass, erlangte;

3. von dem Fortleben des Schulnamens nach 1945 und der Traditionspflege im Sinne des Stifters auch durch polnische Lehrer und Schüler.

* Siegfried B a s k e, em. Univ.-Prof.Dr.phil, Freie Universität Berlin, geb. am 02.04.1926 in Liegnitz (Vorfahren stammen alle aus Westpreußen), besuchte Schulen von 1932-1941 in Liegnitz, Landeshut und Breslau sowie von 1941 bis 1943 in Danzig (Conradinum). Von September 1943 bis Kriegsende zunächst Reichsarbeits-, dann Wehrdienst. Nach dem Krieg Studium an den Universitäten in Hamburg und West-Berlin. 1959 an der Universität Hamburg Promotion in Geschichte, 1970 Habilitation an der Philosophischen Fakultät der Freien Universität Berlin in vergleichender Erziehungswissenschaft. Veröffentlichungen in Geschichte und Vergleichender Bildungsforschung: Praxis und Prinzipien der preußischen Polenpolitik von 11849 bis 1871 (1962); Integration und Differenzierung im Bildungswesen des Ostblocks (1967); Die deutsch-polnischen Beziehungen im Großherzogtum Posen 1831-1848 (1978); Perestrojka; der Übergang von der marxistisch-leninistischen zur freiheitlich-demokratischen Bildungspolitik in Polen (1991); u.a.m.